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Christina Helena Romirer

Wir sehen attraktive aber wuchernde, teils domestizierte zimmerpflanzenähnliche Pflanzen.
Warum finden wir in Europa es attraktiv Pflanzen aus fernen Ländern (zumeist Pflanzen, die auf einem kolonialen Weg hierher gekommen sind) verkleinert und zurechtgeschnitten in unsere Wohnungen zu stellen?

Die eingesetzten künstlichen Pflanzen bekommen ein Eigenleben. Sie ufern aus, sie machen was sie wollen. Wachsen querfeldein. Sie überwuchern alles und machen so aus vormals gestalteten Landschaften neue Landschaften.

Es setzt so etwas wie eine Gstettisierung ein. Lebensräume, die zuvor eine kultivierte Existenz hatten verändern sich.Städtische Landschaften mit ihren Zurechtschneidungen, ihren Pollern, mit ihren Abwehrgittern und ihren Zäunen lösen sich mit tropical explosion auf. Abgrenzungen werden mit der Zeit zum Substrat, zum Nährboden für Pflanzen. Es entstehen neue Landschaften mit grotesken Auswüchsen, es entstehen dritte Landschaften. Der Architekt Gilles Clement nennt dies Dritte Landschaften. Sie sind irgendwie in Verwendung und irgendwie auch nicht. Der französische Architekt und Landschaftsplaner beschreibt und setzt geplante Gstettn, geplante Randzonen der Nutzräume, die bewachsene Räume der Vielfalt sind, um, und weist so einen neuen Weg der Achtsamkeit gegenüber anderen Lebewesen.

Es entsteht im Ausstellungsraum eine neue Landschaft. Eine Landschaft der Gebote, aber auch der Auswüchse.

Christina Helena Romirer beschäftigt sich schon länger mit hostile architecture – den Architekturen, die den öffentlichen Raum prägen und mitgestalten, und vor allem den öffentlichen Raum unwirtlicher machen. Es sind die Architekturen, die abwehren, einzäunen, ausgrenzen, wegsperren und leiten. Diese Architekturen sind gerade für Menschen, die den öffentliche Raum intensiver nutzen als andere, weil sie zum Beispiel keine Privaträume besitzen, große Herausforderungen.

tropical explosion vereint drei Themenstränge:

1) Zimmerpflanzen und deren Herkunft. Romirers Arbeiten äußern sich kritisch zu artifizieller Natur, zu Kolonialismus. Denn die meisten der Pflanzen, die liebgewordene Zimmerpflanzen sind, sind eigentlich viel größer und in anderen Breiten beheimatet.

2) Was tun diese Beschneidungen und Abgrenzungen mit uns, die wir die Stadt erkunden und beleben wollen? Welche Wunschräume eröffnen die Räume dahinter und daneben?

3) Die Plastifizierung der Welt. Romirer schafft neue Pflanzen aus uns allumgebenden recycltem Plastik. Kunststoffe finden sich mittlerweile in jeglichen Organismen. Sie schaffen aber auch neue Welten, wenn man an die Ozeane denkt. Es entstehen dadurch neue Organismen. Welche Möglichkeiten haben wir mit all dem Plastik, ob neu oder alt, umzugehen?
Es ist auch ein kritischer Blick auf die sogenannte Natur, die durch die Mechanismen des Anthropzäns sich kontinuierlich verändert. Wir bringen Plastik in die Welt und die Welt verändert sich mit und durch uns.

Kuratorin: nicole pruckermayr

 

19.4.-12.5.2024 Foto: (C) Schubidu Quartett

 

tropical explosion

Foto: (C) Schubidu Quartett

 
 
 
 
 
 
 
 

Eröffnung: Donnerstag, 18. April 2024 um 18 Uhr

break explosion: Dienstag, 30. April 2024 ab 17 Uhr Gespräch mit der Künstlerin, der Kuratorin und dem Baumexperten Gernot Barmüller über plastifizierte Natur.

Finissage: Sonntag, 12. Mai ab 15 Uhr Führung durch die Ausstellung und Abendsonneschauen

Dauer der Ausstellung: 19. April bis 12. Mai 2024

Öffnungszeiten: jeweils Donnerstag-Samstag 15-19 Uhr und nach Vereinbarung

Ort: Am Steinfeld 8, 8020 Graz, Green Tower EG neben Haupteingang/Stadtteil Reininghaus

 

Christina Helena Romirer
Lebt und arbeitet in Graz und Wien. Sie studierte Transmediale Kunst an der Universität für Angewandte Kunst und Bühnengestaltung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.
Sie ist als bildende Künstlerin und Szenographin tätig.

Sie hat an zahlreichen Artist-in-Residence Programmen sowie nationalen und internationalen Ausstellungen teilgenommen. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Forum Stadtpark (AT), in der Neuen Galerie Joanneum (AT), xport pdf for webder ALU Sarajevo (BIH), der Flux Factory (USA) wie auch im Rahmen des Kulturjahr 2020 (AT), der Regionale Xll (AT) und dem steirischen herbst (AT) gezeigt.

2019/ 2020 war sie Stipendiatin des Kunstraum Steiermark Stipendiums.
Romirer ist Preisträgerin des Kunstförderungspreises der Stadt Graz.

 

Alle Fotos: (C) Raphael Daum; außer gesondert gekennzeichnet: (C) Schubidu Quartet

 

Eine Ausstellung der Steirischen Kulturinitiativen in Kooperation mit dem Förderverein Stadtteil Reininghaus

Gefördert von Land Steiermark Kultur und Stadt Graz Kultur

Sowie Dank an: